Sonntag, 8. Oktober 2006
körper | vermessen
auf dem genderblog schlägt rochus vor, die polylogdiskussion bzw. die dort abgegebenen kommentare zum fightclub: mindestgewicht für models zu diskutieren.

ich mach das mal, weil ich es wirklich krass (mainstreamig) finde. die kommentare - in der tat schwer nachvollziehbar in ihrer unordnung - kann ich nicht alle lesen, weil vieles so bekannt und fies ist wie immer. also kommentiere ich mal ein paar standardaussagen:

eine polemik oder diskursanalyse

*männer und frauen gibt es nicht. ich bin eine frau und feministin.

1. richtige/normale/natürliche/weibliche/gesunde frauen sind ...
2. männer mögen dünne/dicke/normale frauen nicht ...
3. das ist gut so/schlecht so. da muss man(n)/kann man(n)/darf man(n) nichts/etwas machen
[4. die schwulen sind schuld: heterosexuelle matrix. no further comment on homofobia... das geht zu weit.]

1. die natur in der frau.
da ist sie wieder: die natur in der frau, die natur frau, die frau natur. die proklamation des normalen, natürlichen körpers. frauen haben rundungen. (frauen haben gebärfreudige becken und stillfreudige brüste...) frauen sind nur dann gesund, wenn sie normlagewicht haben, denn idealgewicht und fruchtbarkeit hängen zusammen... die frau als natürlich geformte gebärmaschine.
legitime (frauen)körper müssen immer wieder diskursiv hergestellt werden. wer gehört zu unserer gesellschaft? was finden wir normal? wen erkennen wir als menschen (an)? diskurse über den idealen frauenkörper sind da besonders heftig und das, wo jede_r mensch verschieden ist und kein_r von natur aus normal. diese ewige leier, grenzen abzustecken und allem jenseits dieser grenzen die existenzberechtigung abzusprechen... nur, um sich die eigene existenzberechtigung zuzusprechen.

2. der männliche blick
da ist sie wieder: die frau im auge des mannes, durch das auge des mannes, das andere durch den mann. männer wie frauen, viele kommentieren in die selbe richtung: ein frauenkörper ist dann schön und gut, wenn er dem mann gefällt. der mann mag es nicht, wenn die frau zu dünn oder zu dick ist. der mann mag es lieber, wenn die frau...
nicht genug, dass körper normiert werden, sie werden auch (hetero)sexualisiert. frauen scheinen nur in beziehung zu männern zu existieren und ihre körper scheinen auch nur eine (hetero)sexuelle existenzberechtigung zu haben. ich wünschte, dass uns die imaginierten und tatsächlichen blicke und kategoriesierungen dieser gesellschaft nichts ausmachten: mein körper ist für mich und durch mich, ich bin kein stück wohlgeformtes fleisch für die anderen... dem ist leider nicht so.

3. gesetze müssen her
da ist er wieder: der traum, gesellschaft und körper (natur) perfekt kontrollieren und zielgerichtet durch repressive gesetze gestalten zu können. oder aber: gesellschaft und körper (natur) nicht gestalten zu dürfen, schon gar nicht durch repressive gesetze.

models wurden vorher schon (auch) nach gewicht ausgewählt, nicht erst neuerdings. welch ein aufschrei in alle richtungen. wir machen gesellschaft, immer. dass es nun plötzlich mal ein mindestgewicht ist und kein höchstgewicht, bestätigt wohl eher die regel. solange das gewicht von frauenkörpern in einem solchen maße gesellschaftliche verhandlungs- und streitsache ist, kann das muster nicht durchbrochen werden. gesellschaft und ihre normen sind so komplex und so wenig monokausal zu erklären (geschweige denn zu beeinflussen). ich weiß auch nicht, wie mit sowas am besten umgegangen werden kann - wie auch? mir scheint, dass der diskurs über ein mindestgewicht für models alles mögliche bewirken kann, vor allem aber führt er dazu, dass (insbesondere) frauenkörper weiterhin vermessen, genormt und vergesellschaftet werden: als vermeintlich naturgegebene normkörper im heteronormativen reproduktionssystem.

4. scheiß homophobie/heteronorm!

...

alles nicht neu (aber immer wieder spannend und ätzend zugleich).

*männer und frauen gibt es nicht. ich bin eine frau und feministin.
(nach BMI bin ich übrigens übergewichtig! hihi, wer hätte das gedacht?!)


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