Dienstag, 2. September 2008
von weiblicher (nicht)monogamie und kindsmord
da muss es einen zusammenhang geben: eine frau hat sogenannte männerbekanntschaften bzw. kinder von verschiedenen typen und sie hat ihre kinder ermordet. das ist zumindest der eindruck, den ich beim lesen mancher zeitungsartikel über kindsmörderinnen bekomme. die verletzung der normativen hetero-monogamie seitens der frau scheint für viele -- staatsanwältInnen, journalistInnen, nachbarInnen -- derart zentral zu sein, dass sie nicht müde werden zu erwähnen, dass "männer kommen und gehen" oder, dass diese und jene sich "mit neuen männern einlässt", "jeden nimmt" oder eben "nur kerle im sinn hat" (keines dieser zitate stammt aus dem boulevard!). diese normverletzung steht dann (implizit) in einer reihe mit der straftat kindsmord: sie ist, in diesem dominanten diskurs, ein zeichen für -- der ist alles zuzutrauen -- die absolute überschreitung des normalen und menschlichen. das ganze passt wie ein puzzle zusammen.

meiner ansicht nach ist diese betonung der 'schlampenhaftigkeit' mancher mordender mütter vor allem auch als diskursive re/produktion 'normaler weiblichkeit'* zu lesen: 'normale' frauen haben genau einen mann, den sie nicht betrügen, der der vater aller ihrer kinder ist, [welche sie nicht töten]. die warnung an die leserinnen steht groß zwischen den zeilen: mit mehreren typen rumzumachen rückt euch in die nähe von straftäterinnen.

monika böttcher hat in einem interview mit dem spiegel auf die frage: "Haben Sie [im Gefängnis] auch Schmähbriefe erhalten?" geantwortet: "Nur einen Brief werde ich nie vergessen: Der war ohne Absender [...] Darin stand, der Schreiber glaube zwar, daß ich unschuldig sei. Aber weil ich fremdgegangen bin, müsse ich bestraft werden.**

* lies: mütterlichkeit
** wohlgemerkt zu lebenslanger haft

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