Freitag, 5. Mai 2006
dekonstruktion
beim nachdenken über dekonstruktion hängen geblieben. der dekonstruktivismus zeigt auf, wie soziales, kulturelles, menschen-gemachtes also, als gegeben und natürlich daherkommt. zeigt, dass macht-strukturen naturalisiert und ahistorisiert werden, dass natur eigentlich kultur ist. für essentialistische identitätspolitiken bedeutet das im prinzip den tod. weibliche identität ist nicht mehr universell, essentiell und repräsentativ - die kategorie frau ist eine künstliche, die grenzen (zum anderen) mensch/macht-gemacht. judith butler flasht - immernoch.

für mich folgt daraus, dass ich mich dezidiert politisch positioniere, situationsabhängig, manchmal lieber nicht, manchmal inkohärent - ich habe die wahl, ich wähle bewusst. warum tun das nicht alle? warum bestehen manche auf (strategischen) essentialismus?

da gibts wohl tonnenweise antworten und begründungen - das interessiert mich hier eigentlich gar nicht. mir ist etwas anderes aufgefallen, beim nachdenken über dekonstruktion.

ich habe nicht an meine whiteness gedacht und an die strukturellen privilegien die damit einhergehen. ich kann fröhlich durch die gegend laufen und sagen, dass ich mich halt so positioniere/mich identifiziere/ repräsentiere, wie's mir gerade in den kram passt. ab und an ist es drängend - als frau, als ossi, als queer/lesbe/bi/hete... - aber nie den ganzen tag lang, nie jeden tag. heute hier, morgen dort. wenig kann mich bremsen, ich bin frei - ich bin weiss.

mir ist aufgefallen, dass ich nur dann frei wählen kann, wenn mich meine weisse soziale position nicht zwingt, mich mit ihr auseinander zu setzen. Schwarze menschen (in deutschland und anderswo) können gar nicht anders, als sich mit ihrem Schwarz-sein auseinander zu setzen. ich kann mich drumrum drücken, mich darüber freuen, wie schön es sich mit identitäten spielen lässt. ich kann ganz einfach >nicht< darüber nachdenken, dass ich weiss bin und macht und privilegien habe.

deswegen nicht mehr dekonstruieren? nein. nicht damit aufhören dinge auseinander zu nehmen - alles auseinander nehmen, immer weiter. immer weiter (de)konstruieren.

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noch schlechtere fotos
weg von den analogen? katunia hat etwas neues: eine handycam anno 2002. die liebe handyschenkerin hat sie mir mit ihrem alten handy vermacht (die muss unten angesteckt werden) und jetzt, wo ich die infrarotschnittstelle ausprobiert habe und den speicher gelöscht habe, kann >ich auch< schlechte schnappschüsse machen. schön, schön...

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