Freitag, 24. März 2006
deutsche
im berliner tagesspiegel las ich heute: Ein Ausländer der deutscher Staatsbürger werden wolle, müsse sich "zu unseren Grundsätzen bekennen, zu unserer Identität, zu unserer Geschichte, zu unseren Problemen"... (das in anführungsstrichen stammt von herrn stoiber.)

bitte?

redest du von mir? für mich? über mich?
herr s.: ich nix ein und die selbe identität wie du! die sache mir dem blut kannste dir ... egal, irgendwas ur-deutsches kannste damit machen. du bist einer - so weit weg, wie nur irgend möglich von identität - anderer. fern von irgendwas mit dem ich mich identifizieren würde. deine probleme sind nicht meine probleme und grundsätze...

ja, unsere geschichte, da haste recht. das was in unserem land passiert, gehört zu uns beiden. nur dass ich mir daraus ganz andere grundsätze ableite, andere probleme sehe und ... die welt ausm plattenbau oder ausm haus in kreuzberg begucke... wahrlich nicht das habe, was du dir unter deutscher gruppen-identität vorstellst.

[oh, ich vergass... ich bin gar nicht wie du, ich bin ja ausm osten... haste gar nicht mich gemeint, was? (nochmal schwein gehabt.) puh!]

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Sonntag, 12. Februar 2006
sari
gestern nacht das einjährige jubiläum des meena club gefeiert. panjabi mc hat irgendwann zu später stunde aufgelegt und vorher gabs noch die bhangra brothers, indische musikvideoclips und eine tänzerin (die mich nicht besonders beeindruckt hat).

als ich einer bekannten am abend erzählte, dass ich auf eine "indische" party gehen würde... so mit bollywood und bhangra... fragte sie mich sofort, ob ich da so einen sari anziehen würde. der gedanke war mir gar nicht gekommen, ich hatte ja nicht vor zum fasching zu gehen, also würde ich mich auch nicht kostümieren. abgesehen davon habe ich auch keinen sari.

den sari-gedanken schienen aber doch erstaunlich viele frauen gehabt zu haben. und zwar nur weiße frauen. da gab es haufenweise, die sich bindis auf die stirn geklebt hatten, und auch etliche, die im (rosa) sari oder anderen quietsch-bunten röcken und tüchern antanzten.

die inderinnen/südasiatinnen/britinnen oder deutschen, die irgendwie indisch aussahen, hatten es hingegen tunlichst vermieden, im sari oder anderer indischer kleidung aufzutauchen. eine meena club party ist ja schließlich kein fasching...
;)

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Sonntag, 5. Februar 2006
das objektiv der kamera
fotografie, dachte man lange, bildet realität ab. von dokumentarfilmen denken das viele heute noch.

talbot zum beispiel, der herr, der als erster im negativ-positiv- verfahren fotoabzüge entwickelte, hat im jahre 1844 ein buch mit dem namen "the pencil of nature" veröffentlicht. fotografieren hieß hier noch, sich eines chemischen verfahrens zu bedienen und die sonne selbst malen zu lassen - eben jenen stift der natur gewähren zu lassen. menschen hatten da wenig mit zu tun und auch keinen einfluss darauf, wie sich die objekte gleichermaßen selbstständig in das papier oder auf die glasplatte einschrieben. objektivität pur.

das ist lange her. mittlerweile, dachte ich, dass die meisten wissen, dass die aufnahme eines fotos eine höchst subjektive angelegenheit ist. ich meine:
huhuuh... wir haben doch alle schon mal fotografiert...?!
und trotzdem gibt es immer wieder menschen, die denken, dass ein foto realität abbildet, jene nämlich, die als objektiv vorhanden gedacht wird.

das gleiche gilt für dokumentarfilme. dokumentarfilme, meinen viele, dokumentieren ein geschehen so, wie es eben ist oder war. das, was du im film siehst, ist wahr - ist realität, ist verallgemeinerbar, ist objektiv, ist...

...fern von aller subjektivität, fern von jeglicher fiktion, fern von den stereotypen, bildern, zielvorstellungen, denkmustern und vorlieben der menschen die filmen - und gucken!

die personen, die die orte ausgesucht haben, die die kamera geführt haben, die die beleuchtung und den winkel bedacht haben, die die bilder ausgewählt, den film geschnitten und auf eine bestimmte weise wieder zusammmen gepappt haben...

...können daher auch nicht kritisiert werden. anders filmen ginge nicht, etwas anderes zeigen auch nicht. so wie es ist, ist es numal. die kamera bildet es ab.

(jetzt bin ich endlich da, wo ich hin will...)

nein, ich finde es nicht normal in einem dokumentarfilm über menschen in niger nackte frauenbrüste beim stillen gezeigt zu bekommen. ich finde es total krass daneben! ja, ich bin es leid, halbnackte oder bunt angezogene afrikanerInnen in schönen landschaften abgefahrene tänze tanzen zu sehen. ich mag auch keine glücklichen wilden mehr gucken, nein verdammt. ich habe es satt exotisierungen vorgesetzt zu bekommen. weisse phantasien, afrikabilder, natur vs. kultur.

und mir dann von anderen zuschauerInnen anzuhören, dass es doch dort genau so wäre, so und nicht anders und man das deswegen auch nicht anders filmen und zeigen könne... ach brrröööt... wie naiv muss man sein? oder wie sehr können menschen rassismus und sexismus internalisiert haben...

komplementär: how to write about africa von binyavanga wainaina. und da auf deutsch.

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Donnerstag, 5. Januar 2006
frage 28
muslima "Ihre Tochter bewirbt sich um eine Stelle in Deutschland. Sie bekommt jedoch ein ablehnendes Schreiben. Später erfahren Sie, dass eine Schwarzafrikanerin aus Somalia die Stelle bekommen hat. Wie verhalten Sie sich?"

... was sie sich wohl für eine antwort von einer muslima aus nigeria oder dem sudan oder von einem muslim aus eben jenem somalia erwarten, wo der islam staatsreligion ist und über 99% der bevölkerung muslime sind... ?

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Mittwoch, 28. Dezember 2005
weihnachtsgeschichten
peter und ich besuchen die fröhliche und die portugiesische im abschiebeknast. wir haben in alk getränkten baumkuchen mitgebracht, weil doch flüssig-alkohol nicht rein darf. wir sitzen am tisch zwei. am dreiundzwanzigsten. als die frauen kommen, haben sie eine fernsehzeitschrift dabei - vom "police table" -, in die sie sich abwechselnd vertiefen. wir fragen uns, ob die frauen noch was anderes gucken, als mtv und cnn. ihre deutschkenntnisse sind spärlich, obwohl die portugiesische zuweilen mit sätzen wie: >ich bin total fertig< glänzt. wir lernen, dass natürlich deutsches fernsehen geguckt wird. und ein blick ins programm zeigt, dass eh alle spielfilme englische titel haben. und überhaupt kommt große freude auf: den ganzen tag filme über filme - leuchtende augen. actionfilme sind en vouge und rex. und als sich herausstellt, dass eine folge "baby-rex" kommt scheint das weihnachtsfest gerettet.

ob wir zur familie fahren, will die portugiesische wissen. na klar, ach nee, der peter nicht. erstaunen. beide sind christinnen. aber weihnachten ist doch ein familienfest, ein fest des vergebens, des näher kommens. ja klar. peter mag nicht erklären, warum er seine familie nicht treffen will und dass das besonders für weihnachten gilt. ich sag besser nicht, dass ich nicht glaube. unverständis. ob sich die beiden afrikanerinnen wundern über die unchristlichkeit der deutschen? wir, die wir uns einer christlichen kultur und christlicher werte und so... rühmen.

am vierundzwanzigsten nachmittags steige ich an der warschauerstraße aus der u1. vor mir schmeisst ein typ ne plastik-spritze auf den banhnsteig, woraufhin ihn seine begleitung anbrüllt: >das kannst du nicht tun. das ist nicht gut. das geht nicht wegen kinder.< der mann brabbelt was zurück auf polnisch(?). die frau schreit weiter. >das kannst du nicht machen wegen kinder. das kannst du in deinem land machen, aber nicht in meinem land. das kannst du in deinem land machen, aber nicht hier in deutschland.< der mann schreit >dein land?< >ja, mein land, mein land!< >dein land?< ... national fixer. trash.

der club maria am ufer hat eine neue leuchtschrift am hinteren ende. vorne schon immer 'maria'. hinten neuerdings 'josef'.

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