Dienstag, 21. April 2009
honduras 3 - gender studien*
1. ich laufe mittags durch meinen kiez und ein typ mitte vierzig zischt mir hinterher: "adiós. guapa. wattsunehme? wattsunehme? hola..." das ist erstmal nicht "ungewoehnlich" und ob der regelmaessigkeit solcher laestiger und sexistischer anmache, schon fast kein drama mehr. ein paar meter weiter steht dann der naechste mit dem gleichen spruch: "adiós. guapa. wattsunehme? ..." und dann faengt das spektakel erst richtig an: ein pseudostreit zwischen zwei pseudoplatzhirschen: "das ist meins. ich habe es zuerst gesehen... wenn es nochmal vorbei kommt, dann bekomme ich es." usw. widerlich - und extra fuer mich inszeniert. ich weiss nicht, was in deren koepfen abgeht, dass sie meinen, dass ich es toll finden koennte als freiwild, (streit)objekt und (potentieller) besitz irgendeines typen (bzw. irgendeiner person ueberhaupt) bezeichnet zu werden. und: zuerst gesehen hat mich wahrscheinlich eine krankenschwester (und auch der bin ich nicht versprochen).

2. bei der familie sind verwandte zu gast. eine schwester meiner gastmutter, deren tochter und deren enkel. der ist ca. drei jahr alt und starrt mich gelegentlich an und guckt wieder weg und guckt wieder hin und weg. darauf angesprochen ob er "das maedchen" (mich) mag, sagt er "nein". spaeter fangen dann mutter und oma an mit: "er mag das maedchen. sie ist schoen, nicht wahr? er mag das maedchen. sie gefaellt ihm. ihm gefaellt das maedchen..." ohne ende und ich sitze daneben und hoere, wie mit dem kleinen ueber mich verhandelt wird - und es ist klar, dass ich spanisch verstehe! - und der knirps guckt mich an und guckt weg und schuettelt den kopf: "nein". wahrscheinlich merkt er, dass hier mehr verhandelt wird als "eine person (nicht) moegen". das ganze spiel ist heteronormierend und heterosexualisierend und die erwachsenen suggerieren, dass der dreijaehrige die 29jaehrige aufgrund ihres maedchen- und schoenseins anziehend findet. es wird die ganze zeit angedeutet, dass wir ein heteropaar sein koennten. die mutter sagt dann auch irgendwann "er mag maedchen." und ich bin kurz davor zu sagen "hey, ich auch!" ... der kleine lernt frueh wo es langgeht und auch, dass das ihm zugewiesene objekt nicht direkt angesprochen werden muss. siehe oben.

3. eine bekannte war wegen einer grippe beim arzt. waehrend der untersuchung gab dieser ihr anweisungen sich auf bauch oder ruecken zu legen, den mund auf oder zu zumachen und nannte sie dabei konsequent muñeca - puppe (mit einem beigeschmack von schaetzchen/maedchen). mach dies muñeca, mach das muñeca... yo.

* nicht unbedingt hondurasspezifisch. /edit: siehe auch kommentare/ aber mehr im fokus, weil ich eh mit anderen augen durch die gegend laufe und andere dinge wahrnehme.

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ich weiss nicht, was in deren koepfen abgeht, dass sie meinen, dass ich es toll finden koennte als freiwild (...)

Du musst jetzt ganz tapfer sein: Es ist diesen Typen scheißegal, ob Du das toll findest.

Und zu der Omi mit Ihrem Knirps: Was wäre damit gewonnen, würde die Alte den Dreikäsehoch auf ein Dasein als Schwulette vorbereiten würde, wenn die wahrscheinlichkeit, dass der mal ne Hete wird, doch ungleich größer ist? Manmanman, man kann's echt übertreiben mit der political correctness und dem Gendergedöns.

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oh keine sorge, ich bin ganz tapfer.

wer meinen analytischen blickwinkel nicht nachvollziehen kann oder will, sollte hier nicht mitlesen... oder ganz tapfer sein.

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Ich will mal so sagen,
was ich hier lese, erschüttert mich nicht gerade in meinen Grundfesten, es erfordert also keinerlei Tapferkeit, hier gelegentlich zu reinzuschauen.

Freilich kommt bei mir dabei schon mal die Frage auf, ob "analytischer Blickwinkel" nicht einfach ein Euphemismus sein könnte für "anders gelagertes Set von Vorurteilen". Diese Perspektive mit ihren spezifischen Weltwahrnehmungsmustern mag akademisch geadelt sein, aber letztlich guckt dieser Bericht doch genauso auf die beschriebenen Leute runter wie ein Ethnologe der Kolonialzeit in den Negerkral glotzt und den Kopf schüttelt über die vorgefundene Primitivität.

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Über die 'Primitivität' von Kommentierenden schüttele ich als Ethnolog_in auch immer wieder den Kopf. Sich zur Beleher_in der Autor_in aufspielen, deren Perspektive gänzlich ignorieren und dabei auch noch ausfällig werden. Das ist entweder dumpfes Trollen oder aber doch ein Zeichen dafür, in den 'Grundfesten' erschüttert zu sein. Wozu sonst so ausfällig werden? Nicht besonders tapfer.

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Wenn die Argumente ausgehen müssen eben Zweitaccounts herhalten. Wenn man argumentativ am Ende ist tauchen irgendwelche Kommentatoren auf, die nie irgendsonst gesehen wurden. Ist nicht neu hier, nur sollte man das etwas undurchsichtiger gestalten, nicht?

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Einfach mal auf urmila klicken, um zu sehen, welche Scheinidentität ich mir aufbaue. Echt aufwändig, nicht?

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Das mit dem Zweitaccount
zielte wohl eher in meine Richtung, oder? Weiß aber wirklich nicht, als wessen Wiedergänger ich hier auftreten soll. Tatsächlich kommentiere ich vereinzelt in anderen Blogs (etwa, wenn es um meine Heimatstadt Frankfurt geht wie neulich bei wgirl), das ist hier kein Exklusiv-Auftritt von mir.

Aber natürlich ist es auch einfacher, über die vermeintliche Identität eines Kommentators rumzuspekulieren und dessen Äußerung als Ausfälligkeit abzuqualifizieren, anstatt sich auch nur ansatzweise damit auseinander zu setzen.

Passt schon.

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Damit war Urmelia aka Katunia gemeint.

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Nee, oder?
Halte ich für ziemlich unwahrscheinlich, dass das ein und die selbe Person ist. Da gibt es sicher thematische Überschneidungen, möglicherweise auch eine direkte Verbindung (vielleicht aus dem akademischen Betrieb), aber darüber hinaus auch Dinge, die überhaupt nicht zusammenpassen. Oder einen derartigen Aufwand zur Aufrechterhaltung dieser Täuschung mit sich bringen würden, dass wir das (glaube ich) getrost ausschließen können.

Davon abgesehen schlagen bei andersdeutsch manchmal wirklich Kommentatoren auf, bei denen man sich fragt, ob die noch alle Latten am Zaun haben.

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es geht nicht darum "primitivitaet" zu be/verurteilen, sondern zu gucken, wie geschlecht/lichkeit mit allem drum und dran hergestellt wird. da scheinen wir uns sogar "einig" zu sein, dass das gesellschaftlich produziert wird. das finde ich spannend. ich finde spannend auf welchem weg dem dreikaesehoch beigebracht wird, wer und was das objekt seiner begierde zu sein hat um innerhalb der norm zu liegen. und weil ich das so spannen finde, halte ich es hier fest. und das ist tatsaechlich eine perspektive.

wer sich davon derartig angepisst fuehlt, hat ein problem, das nicht meines ist.

ich habe aufgehoert, x-beliebigen "nicks" "beweisen" zu wollen, dass ich (mich) nicht unter zwei accounts kommentiere...

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Wäre ich "angepisst",
käme das wesentlich eindeutiger zum Ausdruck. Dass die gesellschaftliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit (deren Gestaltungsmöglichkeiten imho nicht grenzenlos sind, da gibt es auch noch die Variablen im endokrinen System - sprich: Die Gesellschaft hat nur bedingt Einfluss auf meinen Hormonhaushalt) in der Tat ein spannender Prozess ist, das ziehe auch ich nicht in Zweifel.

Vielleicht habe ich ja auch zuviel herausgelesen, aber ich hatte nunmal den Eindruck, als seien Kategorisierungen wie "heteronormierend" und dergleichen alles andere als wertfrei. Steckt da nicht ein impliztes Postulat drin, in einer idealen Welt müsste es anders sein als dass versucht wird, von außen Einfluss darauf zu nehmen, welchem sexuellen Beuteschema das Individuum später mal anhängt? Wird da wirklich nur analysiert oder nicht auch gewertet?

Davon abgesehen: Hey, ich mein, vielleicht wollte die Alte Dich nur wissen lassen, dass sie Dich für nen heißen Feger hält, und sie kriegte halt erziehungsbedingt nicht die Kurve, Dir das direkt zu sagen? ;-)

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