Freitag, 26. Juni 2009
von göttern
ich würde behaupten, dass ich ziemlich fern von (christlicher) religion aufgewachsen bin, so fern, wie das in einer christlich geprägten gesellschaft möglich ist. als ich kind war, war religion in meiner familie im alltag nicht präsent: keine bibel, keine gebete, keine heiligen, keine kirchbesuche, kein religionsunterricht, keine religiösen lieder und keine ahnung was das mit weihnachten für andere menschen bedeutet...

ein einziges mal, vielleicht 1993, nahm mich mein mittlerweile verstorbener opa zur seite. er hatte mir etwas wichtiges zu sagen und während ich auf dem sofa warten musste, holte er eine kleine bibel, deren rücken mit braunem packklebeband verstärkt war, hervor. dann setzte er sich neben mich auf das sofa und schlug, ohne lange suchen zu müssen, eine seite mit vielen roten buntstiftmarkierungen auf.

und mit großem ernst las er vor, dass ich keinen gott neben jenem gott haben solle und dass ich keine götzen anbeten solle und noch ein paar zeilen mit ähnlichem inhalt.

danach habe ich meinen opa mit anderen augen gesehen. weil ich seine intervention furchtbar unangemessen fand und weil ich das erste mal in meinem leben mit handlungsanweisungen aus der bibel konfrontiert worden war. eben jene bibel ist heute in meinem bücherregal unter "b" eingeordnet, meine beträchtliche sammlung von michael jackson cds steht im regal gegenüber unter "j".

born to amuse, to inspire, to delight / here one day gone one night

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