Sonntag, 5. Februar 2006
das objektiv der kamera
fotografie, dachte man lange, bildet realität ab. von dokumentarfilmen denken das viele heute noch.

talbot zum beispiel, der herr, der als erster im negativ-positiv- verfahren fotoabzüge entwickelte, hat im jahre 1844 ein buch mit dem namen "the pencil of nature" veröffentlicht. fotografieren hieß hier noch, sich eines chemischen verfahrens zu bedienen und die sonne selbst malen zu lassen - eben jenen stift der natur gewähren zu lassen. menschen hatten da wenig mit zu tun und auch keinen einfluss darauf, wie sich die objekte gleichermaßen selbstständig in das papier oder auf die glasplatte einschrieben. objektivität pur.

das ist lange her. mittlerweile, dachte ich, dass die meisten wissen, dass die aufnahme eines fotos eine höchst subjektive angelegenheit ist. ich meine:
huhuuh... wir haben doch alle schon mal fotografiert...?!
und trotzdem gibt es immer wieder menschen, die denken, dass ein foto realität abbildet, jene nämlich, die als objektiv vorhanden gedacht wird.

das gleiche gilt für dokumentarfilme. dokumentarfilme, meinen viele, dokumentieren ein geschehen so, wie es eben ist oder war. das, was du im film siehst, ist wahr - ist realität, ist verallgemeinerbar, ist objektiv, ist...

...fern von aller subjektivität, fern von jeglicher fiktion, fern von den stereotypen, bildern, zielvorstellungen, denkmustern und vorlieben der menschen die filmen - und gucken!

die personen, die die orte ausgesucht haben, die die kamera geführt haben, die die beleuchtung und den winkel bedacht haben, die die bilder ausgewählt, den film geschnitten und auf eine bestimmte weise wieder zusammmen gepappt haben...

...können daher auch nicht kritisiert werden. anders filmen ginge nicht, etwas anderes zeigen auch nicht. so wie es ist, ist es numal. die kamera bildet es ab.

(jetzt bin ich endlich da, wo ich hin will...)

nein, ich finde es nicht normal in einem dokumentarfilm über menschen in niger nackte frauenbrüste beim stillen gezeigt zu bekommen. ich finde es total krass daneben! ja, ich bin es leid, halbnackte oder bunt angezogene afrikanerInnen in schönen landschaften abgefahrene tänze tanzen zu sehen. ich mag auch keine glücklichen wilden mehr gucken, nein verdammt. ich habe es satt exotisierungen vorgesetzt zu bekommen. weisse phantasien, afrikabilder, natur vs. kultur.

und mir dann von anderen zuschauerInnen anzuhören, dass es doch dort genau so wäre, so und nicht anders und man das deswegen auch nicht anders filmen und zeigen könne... ach brrröööt... wie naiv muss man sein? oder wie sehr können menschen rassismus und sexismus internalisiert haben...

komplementär: how to write about africa von binyavanga wainaina. und da auf deutsch.

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